_____________________________________________________________________ Arizona, Utah, Nevada und Kalifornien: Wüste, Felsen, Kakteen und Blumen

In Kanab, das im übrigen Drehort für unzählige Western in den 50ern, 60ern und 70ern war, nahmen wir zwei mal, im BLM Visitor Center, an einer Verlosung teil mit der Hoffnung ein Permit für den Paria Canyon bzw. die North Vermillion Cliffs, kurz gesagt für die Wave, zu bekommen. Für Windows Nutzer ein altbekanntes Bild. Eine Sandsteinformation die, in ihren Braun-/ Weißtönen, einer Welle gleicht (Link) und täglich nur 20 Menschen zugänglich gemacht wird. >>

Zehn davon wurden bereits über das Internet vergeben. An den von uns ausgewählten Tagen bewarben sich in etwa jeweils 60 Leute, die auf knapp 30 Kugeln verteilt waren. Pro Kugel können sich bis zu 6 Personen bewerben und wird eine Kugel gezogen, ähnlich einem Bingospiel, deren Antrag die maximal Zahl enthält stehen nur noch vier Permits zur Verfügung. Die Chancen standen, im großen und ganzen, gar nicht soo schlecht aber trotz alle dem gingen wir leer aus. Nun gut so dramatisch war es nicht denn vor 11 Jahren hatten wir das Glück, ohne Verlosung, eine Genehmigung zu bekommen.

Was uns aber inzwischen immer mehr erstaunt ist die Tatsache, dass wir das Gefühl haben das sich inzwischen, auch in der Nebensaison, viel mehr Menschen auf Reisen begeben wie wir das aus der Vergangenheit kennen. Vielleicht liegt es an der Jahreszeit denn diesen Teil der USA kennen wir nur vom Sommer und dem Herbst und jetzt, im auslaufenden Winter der eher einem mitteleuropäischen Sommer entspricht, tummeln sich nach wie vor Abertausende von Winterflüchtlingen im Südwesten der USA. Erschwerend kommt noch hinzu, das seit dem ersten Märzwochenende Spring Brake begonnen hat was wiederum bedeutet das sich unzählige Studenten und Schüler in die Ferien begeben und zu aller letzt ist das Reisen mit dem eigenen Fahrzeug, durch die niedrigen Spritkosten, wieder erschwinglich geworden. Fast hätte ich es vergessen, Ostern steht auch noch vor der Türe.

Da wir uns jetzt schon einmal so weit nördlich herum treiben und das Wetter mitspielt lag der Gedanke nahe eine Schleife über das Staircase Escalante NM, den Capitol Reef NP und den Arches NP zu drehen um abermals über Page nach Kanab zu gelangen. Aber eins nach dem anderen.

Nach wie vor bewegen wir uns zwischen 1.500 und 2.000 Meter ü.N. Auf den Bergen rings herum liegt noch Schnee und die kürzeste Verbindung, vom Paria Canyon nach Escalante, die Cottonwood Road darstellt, diese aber wegen starken Auswaschungen und tiefen Matsch gesperrt wurde, lag es nahe das wir uns im Visitor Center von Escalante über den Zustand der Hole in the Rock Road erkundigten.

Die Dirt Road soll sich in einem tatenlosen Zustand befinden was für uns bedeutet wir können ein weiteres Mal die Slot-Canyons, Dry Fork, Peek a Boo und Spooky durchwandern gepaart mit einem Abstecher zum Devils Garden und dem Zebra-Canyon.

Diese engen Canyons, die an manchen Stellen so schmal sind das wir nur noch weiter kommen in dem wir unseren Körper quer zur Gehrichtung stellen und den Rucksack hinter uns herziehen, üben nach wie vor eine schwer zu beschreibende Anziehungskraft aus auch wenn Passagen dabei sind wo ich im ersten Augenblick keine Idee hatte wie wir das Hindernis, ohne Kletterausrüstung, überwinden können und Bettina an ihre Grenze gestoßen ist.

Wir folgten dem Calf Creek Richtung Boulder um anschließend einen Bergrücken der Boulder Mountains zu überfahren dessen Passhöhe in etwa unserer Zugspitze gleich kommt. Keine 100 Meter haben gefehlt um auf Augenhöhe mit dem höchsten Berg Deutschlands zu sein.

Kurz danach gelangten wir zum Capitol Reef, fuhren am Gobblin Valley vorbei und erreichten, über die Interstate 70 und dem Highway 191, an einem Samstag den Arches NP. Wir konnten es kaum glauben als wir uns in einer Schlange am Eingang des National Parkes wieder fanden und uns ein Schild darauf aufmerksam machte das der Campground voll ist. Im Visitor Center erfuhren wir das der Campingplatz bis Oktober ausgebucht sei und seit diesem Wochenende die Besucherzahlen täglich ansteigen. Um diese Aussage zu bestätigen zeigte uns die Parkrangerin die Statistik vom letzten Jahr. Am Samstag, des ersten März-Wochenendes 2015, waren es etwas mehr als 800 Fahrzeuge und am Dienstag waren es schon mehr als 1.300 Autos. Unsere, am Anfang beschriebene Vermutung das mehr Menschen unterwegs sind, hat sich dadurch verfestigt.

Auch nach 17 Jahren hat der Arches NP nichts an seiner Attraktivität verloren nur das Wetter hat nicht so recht mitgespielt. In Moab, der Hochburg für Geländewagenfahrer, die sich unmittelbar beim NP befindet, fanden wir einen Übernachtungsplatz und verweilten zwei Tage in dem urigen Ort wo uns noch fast der Schnee überrascht hätte. Etwa 50 Meter oberhalb unseres Standortes hörte die Schneegrenze auf und brachte uns nur etwas Regen.

Im Valley of the Gods, was uns schon 2005 sehr gut gefallen hat, blieben wir, im Gegensatz zu damals, eine Nacht, genoßen die Abgeschiedenheit und die Ruhe.

Das Monument Valley ließen wir dieses Mal aus nach dem wir es schon zwei mal gesehen hatten, erreichten wieder den Lake Powell bei Page, unternahmen zwei Wanderungen zu Toadstools und Hoodos und kamen am Donnerstag in Kanab an. Der Kreis war, nach etwa 1.500 gefahrenen Kilometern, geschlossen und da wir gerade wieder in Kanab sind und am Freitag die Permits für die Wave für Samstag, Sonntag und den Montag gezogen werden ließen wir die Gelegenheit nicht aus. Am Freitag waren es dann mehr als 128 Bewerber die auf 59 Kugel verteilt waren. Ich brauch wohl nicht zu erwähnen das wir wieder leer ausgegangen sind.

Nach Utah und Arizona erreichten wir Nevada. Bis kurz vor Las Vegas benutzten wir die Interstate 15. Eigentlich fahren wir lieber auf Nebenstraßen aber in diesem Fall erschien es uns die bessere Wahl zu sein denn viele Straßen gibt es einfach in dieser Ecke nicht.

Wir näherten uns dem Lake Mead und somit auch dem Valley of Fire an das wir noch sehr gute Erinnerungen haben. Am Freitag, voller Euphorie, wollten wir gerne die Nacht auf einen der beiden Campingplätze verbringen da diese ausgesprochen schön, zwischen roten Felsen, liegen. Wir wurden auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Alle Plätze belegt. Langsam geht uns das ziemlich auf die Nerven. Nur gut das sich am Parkrand BLM-Land (Bureau of land management) befindet das für jedermann zugänglich ist und auch zum freien Campieren genutzt werden kann. Am übernächsten Tag fuhren wir zurück, bekamen unseren Stellplatz und hatten Spaß u.a. auf dem White Dome Trail. Nach dem wir das Valley of Fire verlassen hatten können wir mit Bestimmtheit behaupten das Felsen, restriktive Steine nicht langweilig seien müßen.

Wir erreichten Las Vegas, blieben eine Nacht, gingen einmal den Strip rauf und runter, waren sehr überrascht über die vielen Obdachlosen und waren auch schon wieder raus. Inzwischen zählt die Megastadt mehr als 2 Mio. Einwohner, dehnt sich in alle Richtungen aus wie ein Geschwür und jeder Haushalt, jeder der unzähligen Golfplätze, und sonstige Einrichtungen mögen mit Wasser versorgt werden. Da braucht es uns nicht wundern, dass der Wasserspiegel des Lake Mead inzwischen stark abgesunken ist. Gut zu erkennen an den Felsen auf denen sich das einstige Level mit weißen Linien verewigt hat.

Inzwischen haben wir gelernt nicht mehr an einem Wochenende auf einen Campground zu gehen und deshalb fuhren wir erst am Dienstag das Red Rock Valley an an das Las Vegas schon verdächtig nahe herangewachsen ist. Für Kletterer hält die National Conservation Area über 2.000 ausgewiesene Klettertouren bereit. Auch Wanderer können aus 19 Trails auswählen. Zwei davon haben wir uns, mit den klangvollen Namen Calico Tanks und Ice Box Canyon, ausgesucht und waren wieder einmal überrascht wie die Natur die Resource Wasser, in so einer lebensfeindlichen Gegend, sinnvoll einsetzt.

Das Frühjahr hat Einzug gehalten und die spärliche Vegetation zeigt wie farbenprächtig sie erstrahlen kann. Palmen und Kakteen, wie der Beavertail Cactus (Opuntia basilaris) haben schwer an ihrer magentafarbenen Blütentracht zu tragen und verzaubert die karge Landschaft.

Auf Teilen des Old Spanish Trails, der Anfang des 19. Jahrhunderts als Handelsweg zwischen Santa Fe und Los Angeles genutzt wurde, gelangten wir über Pahrump in das Death Valley. Kurz davor kreuzten wir das ASH Meadows National Wildlife Refuge und bekamen eine Seltenheit zu sehen. Der normalerweise ausgetrocknete Boden erstrahlte in Gelb. Das Desert Gold (Geraea canescens) stand in voller Blüte und verteilte ihren süßlichen Duft in der Wüstenlandschaft. Die Notch-leaf Phacelia (Phacelia crenulata), mit ihren lila Blüten und die Gravel Ghost (Atrichoseris platyphylla), mit ihrer weißen Blüte wetteifern ebenfalls um die Gunst der Wildbienen.

Vor zwei Wochen turnten wir kurzfristig fast noch auf 3.000 Meter ü.N herum und heute bewegen wir uns bis zu 86 Meter unter Null. Die Temperatur für diese Jahreszeit zu hoch. Unser Außenthermometer zeigte fast 36 Grad Celsius an. Besucher on maß. Im März und April herrscht im Tal Hochsaison. Danach wird es unerträglich und die Temperatur kann in den Spitzenzeiten die 50 Grad Grenze knacken.

Hier trafen wir Lee, der keine asiatischen Wurzeln hat wie sein Name vermuten läßt, viele Jahre in der Armee gedient hat, u.a. auch in Vietnam wo er viel Leid mitbekam was ich nur aus Filmen wie Platoon kenne und im Großen und Ganzen an seinen amerikanischen Landsleuten kein gutes Haar läßt. Sehr offen und unverblümt schilderte er uns, aus seiner Sicht, die Fehlentscheidungen die die Regierung in der Vergangenheit getroffen hat. Wie die jetzige Regierung durch den Kongress blockiert wird und wie arrogant er den Großteil seiner Mitbürger findet. Wir trafen bisher niemanden der so offen, sachlich und ohne jegliche Verbitterung gegen seine Heimat gesprochen hat. Er betonte das er gerne in diesem Land lebt und reist aber zum Schluß meinte er noch, sollte Trump die Wahl im kommenden Herbst gewinnen und neuer President der USA werden wandert er aus und gibt seine amerikanische Staatsbürgerschaft ab.

Für Bettina kein Thema sie ging lieber reiten, hatte einen zwei Stunden Ausritt mit einem Guide und war glücklich über ihre Entscheidung einen kleinen Teil des Death Valley auf den Rücken eines Pferdes zu erkunden was wiederum für mich kein Thema ist, ich meine das Reiten.

Wir besuchten die üblichen Sehenswürdigkeiten wie den Devils Golf Course und das Badwater das den tiefsten Punkt der USA, mit 86 Meter unter dem Meeresspiegel, markiert und verließen den, mit Touristen, überlaufenen Teil am Furnace Creek. Zabriskie Point oder den Artists Drive ließen wir ebenso links liegen da wir bereits 2005, bei weniger Besuchern, diese Plätze erkundet hatten. Uns zog es 100 Kilometer weiter nach Norden zum Ubehebe Crater und den Eureka Sand Dunes. Wir passierten die Mesquite Flat Sand Dunes und sahen bereits Kilometer vorher die riesige Wand aus Staub die der, seit zwei Tagen, vorherrschende Wind aus Norden aufwirbelt. Angekommen umkreisten wir, an einem Grat, den Ubehebe Crater auf einen 5 Kilometer langen Rundwanderweg. Eine Mondlandschaft mit vereinzelten Blumenaufkommen säumte unseren sandigen Weg auf dem wir eine spektakuläre Aussicht auf die Amargosa Range im Osten und die Panamint Range im Westen hatten. Zwischen der Slate Ridge und der Last Chance Range überfuhren wir den Hanging Rock Canyon, erreichten auf einer staubigen Wellblechpiste den Abzweig zur South Eureka Valley Road und waren nach etwa 80 Kilometer am Fuß der Eureka Sanddünen angekommen. Damit nicht genug. Wir lernten Rudy und seinen Sohn Lucien aus Sacramento kennen mit denen wir noch am gleichen Nachmittag die höchste Sanddüne erklommen. Rudy meinte die wäre gut 200 Meter hoch. Damit könnte er recht haben denn wir waren ziemlich außer Atem aber die Aussicht auf die Lost Chance Mountain und das Eureka Valley war schon sehr beeindruckend.

Am nächsten Tag donnerten aus heiterem Himmel, keine 300 Meter über unsere Köpfe, zwei Militärjets hinweg und jagten zwischen den Eureka Sand Dunes und den Lost Chance Mountain hindurch. Der Gestank von verbrannten Kerosin lag minutenlang in der Luft und unsere Trommelfelle waren kurz davor zu platzen. Rudy sagte nur dies sei ein beliebter Übungsplatz für die Navy. Zwei bis drei mal pro Tag rasen sie im Tiefflug über diese Einöde hinweg und erfassen geparkte oder auch fahrende Fahrzeuge als mögliches Ziel, so zu sagen als Übungsobjekt.

Nach einer Woche verließen wir diese sensationelle Landschaft des Death Valley das nicht nur aus Badwater und Devils Golf Course besteht, um hinaus an die Pazifikküste zu kommen, wo wir das kalifornische Beach life suchen und jetzt näher an Tokio sind als an München.

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Kommentare: 5
  • #1

    Moni und Walter (Samstag, 09 April 2016 09:37)

    Hallo ihr zwei
    Toller Bericht und super Bilder!!!
    Uns geht es gut. Walter wird erst im Mai operiert.
    Wir waren drei Wochen in El Gouna. Hat uns sehr gut gefallen.
    Euch weiterhin eine gute Reise.
    Liebe Grüße aus Österreich
    Walter und Moni

  • #2

    Babsi und Klaus (Samstag, 16 April 2016 18:27)

    Liebe Betti, lieber Günni,
    auch wenn wir diese Kommentar-Funktion äußerst selten nutzen, versichern wir euch, dass wir regelmäßig eure Seite aufrufen und, das sei auch gesagt, immer hocherfreut sind, wenn wir dort Neues finden. Auch der letzte Bericht wurde gleich vorgelesen und die, wie immer tollen Fotos genauestens studiert.
    Habt ihr eigentlich mitbekommen, dass Claudia jetzt auf dem PCT wandert?
    Seid wie immer fest gedrückt und viele liebe Grüße,
    Klaus und Babsi

  • #3

    Kathrin & André (Sonntag, 17 April 2016 20:42)

    Hallo Ihr zwei,

    viele liebe Grüße aus Frankfurt und vielen Dank wiedermal für einen spannenden Reisebericht nebst traumhaften Fotos sowie den Eindrücken über die Menschen. Dank Kathi bin ich immer im Bilde, wo ihr gerade seit. Anerkennung auch an Günter für seine Laufeinheiten unterwegs ...
    Hoffen wir alle, dass Lee weder auswandern noch seine Staatsbürgerschaft abgeben muss. Von hier aus beobachten wir auch das Geschehen um die US-Vorwahlen und jede Trump-Reportage bereitet mir Falten auf der Stirn.
    Viel Spaß auf der weiteren Reise. Seid lieb von uns beiden gedrückt und wir freuen uns wie "Bolle" auf die nächsten Reiseberichte und Fotos.

    Liebe Grüße André

  • #4

    wolfgang + brigitte (Samstag, 23 April 2016 23:24)

    hallo ihr beiden,
    das sind ja mal wieder traumhafte bilder, da möchten wir am liebsten sofort hin. :) sehr schade, daß die videos hier in deutschland wieder nicht mehr laufen; hätten wir uns gerne nochmal angeschaut.
    lasst es euch gutgehen und genießt die zeit.
    ganz liebe grüße
    brigitte und wolfgang

  • #5

    Caroline und Ralf (Montag, 25 April 2016 11:13)

    Hallo Ihr Lieben,

    auch wir lesen und geniessen immer Eure Berichte und wunderschönen Bilder, auch wenn wir das noch nie geschrieben haben, sorry! Wir freuen uns, wenn Ihr weiter schreibt und wissen wie viel Mühe dahinter steckt!
    Ganz liebe Grüsse, lasst es Euch gut gehen und passt auf Euch auf!
    Caroline und Ralf